Bis heute wird eine Fahrwerksentwicklung genutzt, die bereits vor über drei Jahrzehnten bei Mercedes-Benz als Raumlenkerachse eingeführt wurde.
Der Trick: Statt an zwei übereinanderliegenden Dreieckslenkern wird das Rad der Raumlenkerachse an fünf einzelnen Lenkern geführt. Das Ergebnis bezeichnen Techniker als „Führungspräzision“. Mit dieser Konstruktion, die von der Konstrukteur Manfred von der Ohe ausgetüftelt hat, wird der Idealfall erreicht: Das einzeln aufgehängte Rad rollt in jeder Fahrsituation exakt senkrecht auf der Fahrbahn. Mit den bis dahin üblichen Konstruktionen war dies nicht zu erzielen. Die revolutionäre Raumlenkerachse lässt nur die Ein- und Ausfederbewegung zu und hält das Rad dabei in der optimalen Position. Das Ergebnis ist ein weitgehend neutrales Fahrverhalten, das die Fahrsicherheit spürbar erhöht.
Die Raumlenkerachse folgt einem vom genialen Rennwagenkonstrukteur Colin Chapman formulierten Ideal: „Die beste Radführung ist die, die überhaupt nicht mitlenkt.“ Bis zur Übertragung dieser Theorie für den Einsatz in einem Serienwagen war es ein langer Weg. Er führte über den Prototyp Mercedes C111 von 1970, der bereits über eine ähnliche Hinterachskonstruktion wie später der 190 verfügte. Aber im Gegensatz zu dem hart abgestimmten sportlichen Zweisitzer mit starken Anleihen beim Rennwagenbau musste die Raumlenkerachse im Alltagsauto auch den Ansprüchen an den Komfort genügen. Statt der im C111 verwendeten Uniballgelenke wurden die fünf Lenker beim Serienmodell in weicheren Gummilagern geführt.
Eigentlich hätte die revolutionäre Hinterachskonstruktion bereits für die 1979 vorgestellte S-Klasse der Baureihe W126 fertig sein sollen. Doch die Zeit reichte nicht aus, und die Raumlenkerachse feierte erst Ende 1982 im vollständig neu entwickelten 190 ihre Premiere.
Damit wurde die Diagonalpendelachse in den Mercedes-Pkw abgelöst. Neben den verbesserten Fahreigenschaften besaß die neue Hinterachse einen weiteren Vorteil: Im Vergleich zur Pendelachse ist sie um ein Viertel leichter. Die vier Lenker werden nur mit Druck und Zug belastet. Es wirken keine Drehkräfte auf sie, sodass sie mit weniger Aufwand gefertigt werden können.
Das Prinzip der Raumlenkerachse ließ sich Mercedes-Benz als Patent schützen. Doch das erlosch nach 20 Jahren. Somit können nun auch andere Hersteller von der Ohes Konstruktion nutzen. Wir bei RPR-Motors haben deshalb eine Lösung gefunden, die Raumlenkerachse in unser Restomods zu integrieren .